Andacht

Wenn die Traurigkeit zur Freude wird
Es ist geradezu erstaunlich, wie oft die Bibel von Freude, Lust, Wonne, Glücklichsein, Jauchzen und Frohlocken redet. Im Allgemeinen ist man der Ansicht: Christen haben nichts zu lachen. Stimmt das? Gewiss nicht! Doch wenn man die vielen griesgrämigen Gesichter betrachtet, ist man geneigt, dieser Annahme wenigstens teilweise Recht zu geben. Übrigens, Christen werden aufgefordert, sich von Herzen zu freuen. »Es mögen sich freuen alle, die sich bei dir bergen, und jubeln allezeit!« (Psalm 5,12).
Allezeit jubeln! Ist das nicht übertrieben? Verlangt der HERR hier nicht ein zu hohes Maß an Freude, das wir im Grunde genommen nie erfüllen können? Schließlich gibt es doch unendlich vieles, was uns die Freude lähmt. Wer eine Familie hat oder im Beruf oder im Geschäft seinen Mann stehen muss, der weiß doch nur zu gut, wie picke packe
voll unser Sorgenkarren manchmal sein kann, und wie mühsam wir uns oft durch die Stunden des Tages schleppen. Da braucht nur noch jemand krank zu werden, wie schnell ist dann unser Vorrat an Jubel zu Ende. Und wer mit offenen Augen durch diese Welt geht, dem vergeht doch das Lachen. Ist es nicht so?
Aber was machen wir falsch? Warum finden wir oft nicht die Brücke zur Freude? Zudem verbietet unser HERR geradezu ein unfrohes Herz und lässt uns durch Jesaja 61,10 sagen: »Freuen, ja, freuen will ich mich in dem Herrn! Jubeln soll meine Seele in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan«. Kurz, uns fehlt die Klarsichtbrille des Heiligen Geistes, der uns den Grund zur Freude deutlich machen will.
Was für eine Nachricht der Freude, dass Gott für uns ist! Welch majestätisch Wort, das uns jeden Grund zur Traurigkeit nimmt! Im Herrn Jesus hat Gott uns bewiesen, wie lieb er uns hat. Und durch jedes Blümchen am Wegrand, durch jedes bunte Blatt, das der Herbstwind verweht, durch jede Schneeflocke lässt er dir diese Botschaft sagen: Du wirst von mir geliebt! Durch jeden Gruß per Sonnenstrahl, durch jeden Atemzug das gleiche Wort: Du wirst von mir geliebt! Und wenn er dich dann noch daran erinnert, dass auch dein Name im Buch des Lebens eingeschrieben ist und niemand dich aus seiner Hand reißen kann — darf dann ein Schmerz oder eine Demütigung, eine Kränkung, eine Sorgenlast dich so zu Boden drücken, dass du die Freude an deinem HERRN verlierst? Es kann keine Nacht so finster sein, dass sie nicht von Gottes Freundlichkeit erhellt wird.

Manfred Paul